Logistikzentrum Lütvogt, Wagenfeld

Logistikzentrum Lütvogt

Projektüberblick

Objekt: Logistikzentrum
Bauherr: Dirk Lütvogt, Wagenfeld
Architekt: architekturbüro ostermeyer, Hannover
Tragwerksplanung: Schaffitzel Holzindustrie
Holzbau: Schaffitzel Holzindustrie
Baujahr: 2019

 


Technische Daten

Konstruktion: 25,5 m stützenfreie blockverklebte BSH-Überspannungen, Lärchenholzfassade mit Bio-Diversitätsdach
Maße: 10.300 m2 große Lagerhallen
Leistungsumfang: Fachplanung Hallentragwerk, Herstellung, Vorfertigung und Lieferung des Holztragwerks

Besonderheiten

Das neue Logistikzentrum des norddeutschen Familienunternehmens Friedrich Lütvogt bei Wagenfeld folgt ökologischen Wertmaßstäben mit aller Konsequenz: Der Mineralbrunnen-Betreiber der Auburg Quelle und Getränke-Fachgroßhändler hat es so nachhaltig wie nur möglich bauen lassen. Dirk Lütvogt, Geschäftsführer in der 4. Generation, hat sich viel beschäftigt mit Themen wie Artensterben, Klimawandel, Flächenverbrauch und Landschaftspflege. Als Bauherr hat er sich Gedanken gemacht, wie er seine Überzeugungen in die Praxis umsetzen kann. Das Ergebnis ist eine absolut durchdachte Halle, die auf einzigartige, wunderbar natürliche Art eine gesamte Lebensphilosophie zum Ausdruck bringt.

Passend dazu wurden das Hallentragwerk, die Gebäudehülle und der Bürotrakt als kompletter Holzbau errichtet. Eine zentrale Herausforderung bezüglich des großdimensionierten Hallentragwerks war der Wunsch des Bauherrn, zur freien Bewirtschaftung möglichst wenige Stützen einzusetzen. Die Halle wurde in drei Bauabschnitte unterteilt: Ein zentrales 20 m breites Wareneingangszentrum gibt Zugang zu zwei symmetrisch angeordneten Werkhallen (je 58 x 77 x 12 m). In diesen beiden Hallen konnten die Stützen auf nur jeweils zwei Stahlbeton-Innenstützen reduziert werden. Dies gelang, indem man je Halle drei blockverklebte, 80 mm überhöhte Zangenunterzüge mit 2,16 x 0,40 x 25,5 m einzog, die die Dachlasten aufnehmen und in die Stützen ableiten. Die Unterzüge wurden mittels Bolzenverbindungen an den Stahlbeton-Innenstützen befestigt. Mit dieser Konstruktion gelang es eine große stützenfreie Spannweite für hohe Belastungen mit blockverklebten Brettschichtholz-Elementen zu realisieren.

Ein weiteres Highlight der Halle ist das Dach. Das Logistikzentrum soll nicht nur umweltschonend sein, sondern es soll die Artenvielfalt durch das mit 10.300 m2 Fläche zurzeit größte Bio-Diversitätsdach (Gründach) Deutschlands sogar aktiv fördern. In Kooperation mit der Hochschule Osnabrück und deren Forschungsprojekt RooBi - Roofs for Biodiversity hat man sich dazu entschieden, auf dem Dach „Nordwestdeutschen Sandtrockenrasen“ auszusäen, der zahlreichen bedrohten Vogel- und Insektenarten Lebensraum bietet. Gleichzeitig erhöht er die Lebensdauer des Daches, schafft durch die Aufnahme und Verdunstung von Wasser ein Mikroklima, wirkt wie ein Luftfilter und hilft als Kälte- und Wärmeschutz bei der Energie-Einsparung. Das Gründach ist mittlerweile auch Teil des Forschungsrojektes Dallî, "Extensive Dachbegrünungen in urbanen Landschaften als Lebensraum für Insekten" (im Bundesprogramm Biologische Vielfalt).

Es ist bereits das zweite Hallentragwerk, das Schaffitzel Holzindustrie für den Bauherren Dirk Lütvogt zusammen mit dem gleichen Planungsteam realisiert hat. Das erste Projekt finden Sie unter "Auburg Quelle".

Das von Schaffitzel Holzindustrie erstellte Logistikzentrum Lütvogt ist unter den 12 prämierten Projekten der insgesamt 49 Einreichungen des Holzbaupreises Niedersachsen 2020. Am 25.11.2020 wurde in Hannover der Niedersächsische Holzbaupreis verliehen. Der Holzbaupreis Niedersachsen zeichnet Gebäude aus, die überwiegend aus Holz und Holzwerkstoffen sowie weiteren nachwachsenden Rohstoffen bestehen und im Sinne von Klimaschutz und Nachhaltigkeit ökologische und ressourcensparende Aspekte besonders berücksichtigen.

www.auburg.de

Artikel von Marc Wilhelm Lennartz, Fachjournalist & Autor über das Projekt (Auswahl):

Fotos: Steffen Spitzner (Halle), Daniel Jeschke, Hochschule Osnabrück (Gründach)

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